Pressemitteilung des Energiebürgertischs Dieburg zur Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung am 25. August 2025 zum Thema „Dieburg Süd – autoarmes Wohnen“

Dieburg, 27. August 2025

Kurzfassung

Mobilität ist mehr als Auto fahren

Die Stadtentwicklung steht vor großen Herausforderungen: Die Schaffung von Raum für Wohnen und Gewerbe muss mit dem Klimaschutz und einer Anpassung an die Veränderungen unseres Klimas verbunden werden. Gleichzeitig soll die Mobilität für alle Menschen gewährleistet und Räume für RadfahrerInnen, FußgängerInnen und begrünte Flächen geschaffen werden. Unser auf das Auto fixierte Verkehrssystem mit seinem hohen Flächen- und Energieverbrauch kann diesen Anforderungen nicht genügen. Autoarm gestaltete Quartiere mit stark reduziertem motorisiertem Verkehr zwischen den Gebäuden und zentralen Abstellmöglichkeiten für Kraftfahrzeuge, können hier helfen, indem sie die knappen Flächen für andere Nutzungen freimachen.

Entsprechende Vorschläge eines Ingenieurbüros liegen für Dieburg Süd vor, sind allerdings bisher nicht ausreichend hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile bewertet worden. Ohne diese Entscheidungsgrundlage vorliegen zu haben, hat die Stadtverordnetenversammlung in Ihrer Sitzung am 25.8.2025 mehrheitlich eine Weiterentwicklung der Vorschläge abgelehnt und setzt nun leider auf ein konventionelles autogerechtes Quartier mit der dafür notwendigen starken und kostspieligen Flächenversiegelung.

Aber ist ein vermuteter Wunsch nach Parkplätzen vor der Haustür wirklich wichtiger als die Bedeutung von Bäumen und Grünflächen zum Schutz vor Hitze und Starkregen, von sicheren Bewegungsmöglichkeiten im Quartier für Kinder und ältere Menschen, von Lärmschutz und grünen Treffpunkten? All das wird zurückgestellt, Anreize zur Nutzung von Alternativen zum eigenen Auto fehlen, eine intensive Nutzung von PKW, auch für kürzeste Strecken innerhalb Dieburgs, wird die Folge sein. Durch die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung bleibt die Chance ungenutzt, ein zukunftsweisendes Quartier mit hoher Lebensqualität für Dieburg zu schaffen. Sehr schade!

Langfassung

Mobilität ist mehr als Auto fahren

Die Stadtentwicklung steht vor großen Herausforderungen: Raum für Wohnen und Gewerbe muss geschaffen werden, gleichzeitig sind die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen begrenzt. Flächen sind knapp und nicht vermehrbar, der Klimaschutz erfordert ein Ende der Nutzung fossiler Energien, Lärm und Luftschadstoffe müssen reduziert werden, um die Gesundheit zu schützen und die Mobilität für alle Menschen muss gewährleistet werden. Gleichzeitig erfordert der Klimawandel eine Anpassung unserer Städte an höhere Temperaturen, Trockenperioden und Starkregenereignisse. Zusätzlich sollen städtische Gebiete eine gut vernetzte Nachbarschaft fördern und besonders auch für Familien Sicherheit und ausreichend Raum für die für Kinder so wichtigen Bewegungs- und Spielmöglichkeiten direkt vor der Haustür bieten. Neubaugebiete, wie in Dieburg-Süd geplant, bieten die Möglichkeit, die oben genannten Aspekte von vornherein mitzudenken und damit aufwändige und teure Nachbesserungen in den kommenden Jahren zu vermeiden. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Gestaltung des öffentlichen Raums. Unser auf das Auto zentrierte Verkehrssystem in seiner derzeitigen Ausgestaltung ist mit seinem hohen Flächen- und Energieverbrauch nicht geeignet, den geschilderten Anforderungen gerecht zu werden. Gefragt sind kluge Konzepte, die die Mobilität der Bewohner/innen sicherstellen und gleichzeitig schonend mit den knappen Flächen und Ressourcen umgehen. Quartiere mit einem zentral angelegten Parkraum, mit weniger PKW- Verkehr zwischen den Gebäuden, und darüber hinaus mit einem Angebot an guten Alternativen zum eigenen PKW -oder dem derzeit oft benötigten und teuren Zweitwagen- können hier helfen.

Entsprechende Vorschläge eines Ingenieurbüros liegen für Dieburg-Süd vor. Der Energiebürgertisch hat vor der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in einer Stellungnahme auf die bisher unvollständige Abwägung der Vor- und Nachteile der vorgeschlagenen Maßnahmen im zuständigen Ausschuss und die damit fehlende Entscheidungsgrundlage hingewiesen ( Stellungnahme).

Leider hat sich die Kooperation aus CDU, FDP und UWD am 25.8. trotzdem gegen die vorliegenden Vorschläge entschieden. Es soll nun ein konventionelles, autogerechtes Quartier nach den Festlegungen der aktuellen Stellplatzsatzung umgesetzt werden. Die unmittelbaren Konsequenzen sind eine hohe, kostspielige Flächenversiegelung mit entsprechend hoher Hitzebelastung für die Bewohner/innen im Sommer und wenig Versickerungsmöglichkeit für Niederschlagswasser mit höherem Risiko bei zukünftigen Starkregenereignissen. Dazu kommen wenig sichere Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und ältere Menschen im Quartier und wenig Platz für Bäume und Grünflächen zur Beschattung und Kühlung und als mögliche Treffpunkte in der Nachbarschaft.

Dieburg als Stadt der kurzen Wege, bietet sich dazu an, viele Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen. Damit kann motorisierter Verkehr reduziert, die Verkehrssicherheit erhöht und es können Lärm und Emissionen vermieden werden. Und vor allem werden damit auch Parkplätze für Menschen freigehalten, die tatsächlich auf das Auto angewiesen sind. Werden aber Anreize zur Autonutzung durch Parkplätze vor der Haustür und komfortabel autogerecht ausgebaute Straßen geschaffen, werden die Alternativen zum PKW nicht angenommen und auch kürzeste Wege mit dem PKW zurückgelegt. Das Fahrrad oder das zu Fuß gehen erscheinen mitunter sogar als gefährlich. Alles bleibt beim Alten und unser aller Mobilität verbessert sich nicht. Durch die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung bleibt die Chance ungenutzt, ein zukunftsweisendes Quartier mit hoher Lebensqualität für Dieburg zu schaffen. Sehr schade!